Die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Reaktion auf Eiweiße in Getreide
Bei der Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) reagiert der Körper auf bestimmte Klebereiweiße im Getreide, die unter dem Begriff Gluten zusammengefasst werden. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei vielen Allergien: Der Organismus stuft Gluten fälschlicherweise als Gefahr ein und reagiert entsprechend mit einer überschießenden Abwehrreaktion. Vor allem gegen Gliadin, einem Bestandteil des Glutens, bildet der Organismus Antikörper.
Allerdings wird bis heute unter Medizinern diskutiert, ob es sich um eine Allergie oder eine Autoimmunerkrankung handelt. Die Glutenunverträglichkeit scheint nach heutigem Wissensstand beide Elemente aufzuweisen.
In jedem Fall aber verändert die Diagnose Zöliakie das Leben sehr stark, denn Gluten ist in sehr vielen Getreidesorten enthalten, auf die Sie im Fall der Fälle verzichten müssten. Leider gibt es bis heute keine ursächliche Behandlung der Glutenunverträglichkeit. Bei konsequenter Vermeidung von Gluten bilden sich die Symptome aber in der Regel vollständig zurück.
In welchen Lebensmitteln ist Gluten enthalten?
Da Gluten als Klebereiweiß in verschiedenen Getreidesorten enthalten ist, sind entsprechende Speisen für Betroffene besonders problematisch. Seit November 2005 gibt es für Lebensmittelhersteller eine Kennzeichnungspflicht, um Betroffene besser zu schützen.
Getreidesorten mit Gluten
- Gerste
- Roggen
- Hafer
- Weizen
- Dinkel
- Grünkern
- Einkorn
- Triticale
Lebensmittel mit Gluten
- Brot
- Brötchen
- zahlreiche weitere Backwaren
- Pizza
- Nudeln
- Müsli
- Paniermehl
- Bier
- Haferflocken
- Malzprodukte
- Wurstkonserven
- Fertiggerichte
- Fertigsoßen
- generell stark verarbeitete Lebensmittel
Während bei einigen Speisen wie Brot und Backwaren von vorneherein klar ist, dass sie Gluten enthalten, sollten Sie bei vielen Fertigprodukten genauestens auf die Zutatenliste achten. Wie erwähnt muss Gluten dort genannt sein.
Weiter unten wird erläutert, welche Lebensmittel garantiert kein Gluten enthalten.
Ursachen der Zöliakie: Mischung aus Allergie und Autoimmunerkrankung
Man weiß heute, dass Menschen auf unterschiedliche Art und Weise auf Gluten reagieren. Medizinisch betrachtet gibt es sowohl Elemente einer Allergie als auch einer Autoimmunerkrankung.
Überschießende Reaktion des Immunsystems
Bei vielen Betroffenen reagiert das Immunsystem überschießend auf Gluten. Genauer genommen reagiert es auf Gliadin, ein Bestandteil des Glutens. Gegen diesen Stoff bildet der Organismus Antikörper, wie es bei einer Allergie der Fall ist.
Autoimmunerkrankung: Körpereigenes Enzym wird angegriffen
Im Darm befindet sich das Enzym Gewebetransglutaminase, das für die Verdauung (genauer gesagt Aufspaltung) von Gluten verantwortlich ist. Bei der Glutenunverträglichkeit richtet sich das Immunsystem gegen das Enzym, was der klassischen Definition einer Autoimmunerkrankung entspricht.
Symptome: Vor allem Beschwerden im Magen-Darm-Trakt sind häufig
Beim Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel treten vor allem typische Verdauungsstörungen auf. Häufig beobachtet werden:
- Blähungen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Verstopfung
Bleibt die Erkrankung unerkannt, bleibt es leider nicht bei den genannten Beschwerden, denn die Darmschleimhaut wird nachhaltig geschädigt.
Mangelerscheinungen können die Folge sein
Infolge der Darmschädigung werden bestimmte Nahrungsbestandteile nicht mehr so effektiv aus dem Darm aufgenommen und es kommt zu verschiedenen Mangelerscheinungen, vor allem in Bezug auf:
- Eisen
- Folsäure
- Vitamin B12
- Vitamin D
- Kalzium
Weitere Symptome einer Glutenunverträglichkeit
Die Glutenunverträglichkeit kann zudem folgende, eher allgemeinere Beschwerden verursachen:
- Gewichtsverlust
- depressive Verstimmung
- Wachstumsstörungen
- Hautausschläge
- Gelenkbeschwerden
- Beschwerden an der Mundschleimhaut
- erhöhte Leberwerte
Bei Babys oder Kleinkindern sollten Sie generell hellhörig werden, wenn die Nahrung verweigert wird, das Kind viel weint und/oder schreit und unter Verdauungsstörungen leidet. Dahinter kann neben vielen anderen Ursachen auch eine Glutenunverträglichkeit stecken. Vor allem glänzender Stuhl ist ein Warnsignal.
Die Diagnostik: Blutuntersuchung und Dünndarmbiopsie
Beim Verdacht auf eine Gluten-/Gliadin-Unverträglichkeit sollten Sie nicht zögern und Ihren Hausarzt aufsuchen. Ist Ihr Kind betroffen, ist der Kinderarzt der richtige Ansprechpartner. Die Untersuchung beginnt mit einer ausführlichen Patientenbefragung. Denn es muss zunächst festgestellt werden, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Ernährung und den Beschwerden besteht.
Dann wird mittels Bluttest untersucht, ob Antikörper gegen das Enzym Gewebetransglutaminase nachweisbar sind. Bei den meisten Patienten ist dies der Fall, sofern nicht bereits seit Wochen auf Gluten verzichtet wurde. Manchmal wird zur ergänzenden Diagnostik noch nach Antikörpern gegen Gliadin gesucht.
Doch die Diagnose Zöliakie ist erst gesichert, wenn in der Darmschleimhaut typische Veränderungen nachgewiesen wurden. Hierzu nimmt ein Gastroenterologe (Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen) eine Gewebeprobe (Biopsie), die dann feingeweblich untersucht wird.
Die derzeit einzig wirksame Therapie ist der Verzicht auf Gluten
Leider gibt es aktuell keine ursächliche Behandlung der Glutenunverträglichkeit und sie müssen strikt auf entsprechende Lebensmittel verzichten. Nachdem Sie Gluten von Ihrem Speiseplan gestrichen haben, dauert es einige Wochen, bis die Beschwerden komplett abklingen. Dann erholt sich auch ihre Darmschleimhaut wieder vollständig.
Setzen Sie also auf glutenfreie Lebensmittel wie z. B.:
- Obst
- Gemüse
- Kartoffeln
- Fleisch
- Fisch/Meeresfrüchte
- Eier
- Honig
- Marmelade
- Zucker
- Salz
- Kräuter
- Salat
- Nüsse
- Milch & sämtliche Milchprodukte
- Fette & Öle
- Wein & Sekt
- Kaffee
- Tee
Und es gibt auch Getreide bzw. getreideähnliche Speisen, die glutenfrei sind:
- Buchweizen
- Quinoa
- Amaranth
- Reis
- Mais
- Sesam
- Soja
- Hirse
Zudem bieten Hersteller vermehrt glutenfreie Speisen an, die normalerweise strikt verboten sind. Die glutenfreie Pizza ist hier nur ein Beispiel. Achten Sie einfach auf die Verpackungen.
Eine Säule der Therapie ist übrigens auch die Nahrungsergänzung, sofern der Arzt bei Ihnen einen Mangel festgestellt hat. Sobald sich der Darm aber wieder erholt hat, kann dieser in der Regel auch wieder alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung aufnehmen.