Die Latexallergie: Allergenvermeidung steht an oberster Stelle
Die Latexallergie kann den Alltag deutlich einschränken, denn Latex findet sich an den verschiedensten Stellen in Haushalt und Beruf. Am häufigsten kommen Menschen bei einer Tätigkeit im Krankenhaus mit Latex in Verbindung. Kein Wunder, bieten doch gerade die Latexhandschuhe einen wirksamen Schutz gegen Verunreinigungen und potenziell kontaminiertes Material (z. B. Blut).
Das sind aber längst noch nicht alle Gefahrenquellen, die bei einer Latexallergie drohen. Bei der Karnevalsfeier sind es die Luftballons, in der Küche die Gummibänder und selbst bei der schönsten Nebensache der Welt droht Ungemach: Viele Kondome bestehen vorwiegend aus Latex.
Wie verbreitet ist die Latexallergie?
Die Latexallergie ist vor allem bei Berufstätigen in den folgenden Branchen relativ weit verbreitet:
- Humanmedizin
- Zahnmedizin
- Veterinärmedizin
- Biologie
- Pflege
Im Gesamtdurchschnitt der Weltbevölkerung schätzt man den Anteil an Latexallergikern auf 1 – 1,37 %.
Was sind die Ursache einer Latexallergie?
Die Ursache einer Latexallergie entspricht der anderer Allergien. Ihr Immunsystem stuft Bestandteile von Latex fälschlicherweise als Gefahr ein und setzt eine überschießende Abwehrreaktion in Gang. Hierzu muss man wissen, dass Latex pflanzlichen Ursprungs ist. Und zwar ist die Milch des Kautschukbaums Hevea brasiliensis der Rohstoff für das vielseitig einsetzbare Material.
Ähnlich wie bei Pollen, Tierhaaren oder Nahrungsmitteln sind es bestimmte Eiweiße, die das Immunsystem auf den Plan rufen. Nach dem Erstkontakt bilden sich bei manchen Menschen IgE-Antikörper und fortan reagiert derjenige auf Latexprodukte allergisch. Denn die ursprünglich in den Säften des Kautschukbaums vorkommenden Proteine sind auch in den fertigen Latexartikeln noch vorhanden und werden nicht etwa beim Herstellungsprozess zerstört.
Worin ist überall Latex enthalten?
Für Sie als Latexallergiker lautet die Antwort: Leider ist Latex in sehr vielen Alltagsgegenständen enthalten. Typische Beispiele hierfür sind:
- Handschuhe
- Gummistiefel
- Kondome
- Gummibänder
- Dichtungen
- Luftballons
- Radiergummis
- Schnuller
- Spielwaren
- Taucherbrillen
- Pflaster
- Kaugummis
- Beatmungsmasken
- etc.
Oder anderes ausgedrückt: Latex begegnet Ihnen fast überall im Alltag. Trotzdem gibt es die Möglichkeit, den Kontakt gezielt zu vermeiden, wie Sie weiter unten lesen werden.
Welche Symptome treten bei einer Latexallergie auf?
Die Latexallergie ist vor allem eine Kontaktallergie, kann aber auch Symptome am gesamten Körper auslösen. Das hängt einerseits davon ab, ob Sie Latex „nur“ berühren oder die Partikel auch einatmen. Auch ist maßgeblich, wie stark ihr Organismus auf Latex reagiert. Denn nicht jede Allergie ist gleich stark ausgeprägt.
Symptome bei Hautkontakt
Am häufigsten treten Beschwerden an der Hautstelle auf, die mit dem Latex in Kontakt gekommen ist. In der Regel beobachten Patienten dann:
- Rötungen
- Quaddeln
- Bläschen
- Ausschlag
- Juckreiz
- Brennen
Weitere Symptome der Latexallergie
Latex kann auch in Form feinster Partikeln in der Luft zirkulieren. Diese gelangen auf Ihre Schleimhäute und verursachen Symptome, die eher dem Heuschnupfen ähneln. Dies sind:
- Hustenreiz
- Atembeschwerden
- laufende Nase
- ständiges Niesen
- Juckreiz in Rachen
- Augenbrennen
Im Extremfall droht ein anaphylaktischer Schock, der einen ärztlichen Notfall darstellt und unbedingt sofort behandelt werden muss.
Wie stellt der Arzt die Diagnose Latexallergie?
Wenn Sie den Verdacht auf eine Latexallergie haben, suchen Sie entweder Ihren Hausarzt oder direkt einen Allergologen (Facharzt für Allergologie) auf. Diese beginnt die Diagnostik mit einer umfassenden Patientenbefragung.
Patientenbefragung & Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
Für den Mediziner ist beispielsweise von Interesse
- welche Beschwerden auftreten
- wann Sie diese beobachten
- seit wann sie Symptome haben
- ob sich an Ihrer beruflichen Situation etwas geändert hat
- ob Fälle von Latexallergien (oder anderen Allergien) in Ihrer Familie bekannt sind
Auch wird sich der Arzt detailliert nach etwaigen Vorerkrankungen erkundigen.
Körperliche Untersuchungen bei der Latexallergie
Um sich der Diagnose weiter zu nähern, folgen weitere Untersuchungen. Mit einem Hauttest (Pricktest) prüft der Allergologe, ob sich nach dem Beträufeln Ihrer Unterarme (oder Rücken) mit Kautschuklösungen ein Hautausschlag bildet.
Ergänzend hierzu wird zumeist eine Blutuntersuchung durchgeführt. Im Labor wird Ihr Blut dann nach IgE-Antikörpern abgesucht, die sich speziell gegen die Latexproteine richten. Sofern dann noch kein eindeutiges Ergebnis vorliegt, folgt ein Provokationstest.
Hierzu wird ein Teil Ihrer Haut gezielt einer Latexoberfläche (z. B. in Form von Handschuhen) ausgesetzt. Dies geschieht unter strenger ärztlicher Kontrolle, um auf etwaige Komplikationen schnell reagieren zu können.
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung?
Die Therapie der Latexallergie besteht in erster Linie aus der sogenannten Allergenkarenz. Das bedeutet, dass Sie den Kontakt zu diesem Material komplett vermeiden müssen. Aufgrund der Fülle an latexhaltigen Gegenständen ist dies nicht einfach.
- Im beruflichen Umfeld prüfen Arzt und Berufsgenossenschaft, ob eine Vermeidung von Latex möglich ist. Ist dies nicht der Fall, kann eine Umschulung mit anschließendem Berufswechsel nötig sein.
- Zahlreiche Alltagsgegenstände gibt es heutzutage auch in latexfreier Ausführung. Das gilt für Handschuhe ebenso wie für Kondome und viele weitere Artikel.
- Auch bei der Latexallergie lassen sich die Symptome durch antiallergische Medikamente wie Antihistaminika vorübergehend lindern. Die Ursache wird damit aber nicht behandelt.
- Sicherheitshalber sollten Betroffene immer ein Notfallset für Allergiker mit sich führen. Denn ein Kontakt mit Latex lässt sich leider nicht immer hundertprozentig ausschließen.
Wenn Sie unter einer Latexallergie leiden, sollten Sie auch mögliche Kreuzallergien beachten. Häufige Kreuzreaktionen bestehen zwischen Latex und:
- Avocado
- Esskastanie
- Feige
- Kartoffel
- Kiwi
- Möhre
- Papaya
- Paprika
- Sellerie
- Tomate
- Zucchini
Eine Hyposensibilisierung ist bei der Latexallergie bisher nicht möglich.
Referenzen
- Altmeyer P. Therapielexikon Dermatologie und Allergologie: Therapie kompakt von A bis Z. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2005
- Informationen zur Latexallergie, Stiftung ECARF https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/latexallergie/ (Abrufdatum: 28.05.2021)
Tilgen W, Dill-Müller D, Koch P, Reinhold U. Dermatologie (Empfehlungen zur Patienteninformation). Steinkopff-Verla