Umweltmedizin
Die Umweltmedizin ist ein Teilgebiet der Medizin, das sich mit der Diagnose, Therapie, Prävention und Erforschung all jener Erkrankungen befasst, die durch Umweltfaktoren ausgelöst oder in direkten Zusammenhang damit gebracht werden können. Es handelt sich um ein relativ neues Fach mit Überschneidungen in andere medizinische Teildisziplinen, wie z. B. Allergologie, Arbeitsmedizin, Hygiene oder Innere Medizin. Die wachsende Kenntnis der Umwelt, deren Belastung und die Einflüsse auf den menschlichen Organismus haben zur Entstehung der Umweltmedizin beigetragen. Umweltmediziner untersuchen daher vor allem die Wechselwirkungen zwischen Umweltfaktoren und den Menschen sowie den daraus resultierenden Gesundheitsgefahren. Neben der Behandlung von umweltbedingten Krankheitsbildern gibt die Umweltmedizin auch Empfehlungen heraus, wie Politik und Wirtschaft die belastenden Umweltfaktoren minimeren können.
Wie wird man Umweltmediziner?
Das Fachgebiet Umweltmedizin wird in Deutschland gemeinsam mit dem medizinischen Teilbereich Hygiene betrachtet. Der entsprechende Titel lauten somit „Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin“. Voraussetzung hierfür ist eine fünfjährige Facharztausbildung, die sich an ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium anschließt.
Weiterbildungsinhalte sind unter anderem:
- allgemeiner und individueller Seuchenschutz
- Analyse von Umweltgiften & weiteren schädigenden Umweltfaktoren
- Infektionsprävention
- Krankenhaushygiene & Erarbeitung von Hygienekonzepten
- medizinischer Verbraucherschutz
- umweltmedizinische Begutachtung von (Bau-)Projekten
- Wechselwirkungen zwischen Umweltfaktoren und der Bevölkerung
Nach erfolgreicher Prüfung vor der jeweiligen Landesärztekammer wird dem Kandidaten der o. g. Titel verliehen. Umweltmediziner arbeiten besonders häufig in kommunalen Gesundheitsämtern sowie an öffentlichen Instituten und Behörden, aber auch in Kliniken und Forschungseinrichtungen.
Welche Faktoren untersucht die Umweltmedizin?
Eine häufige Unterteilung erfolgt in biologische, chemische und physikalische Einflüsse. Überall dort können Faktoren vorliegen, welche die Gesundheit der umliegend lebenden Menschen belasten. Umweltmediziner haben die Aufgabe, diese „Trigger“ aufzuspüren, zu benennen und Vorschläge für deren Beseitigung zu unterbreiten.
Biologische Umweltfaktoren
Hierzu gehören beispielsweise Krankheitserreger, die sich durch besondere Bedingungen vermehrt ansiedeln. Falsche Lagerungsbedingungen von Lebensmitteln und ungünstige bauliche Bedingungen beispielsweise führen regelmäßig zur Ansiedlung krankmachender Keime und/oder Schimmelpilzen. Auch untersucht die Umweltmedizin die Belastung durch Pollen oder Zecken und weitere Schädlinge. Weniger bekannt, aber trotzdem verbreitet sind auch Giftpflanzen, die aus tropischen Regionen in unsere Breiten eingebracht wurden.
Chemische Umweltfaktoren
Zur dieser Gruppe gehören vor allem Umweltgifte. Die laut Deutschem Naturschutzring gefährlichsten Umweltgifte sind:
- Arsen
- Blei
- Chrom
- Pestizide (Schädlingsbekämpfungsmittel)
- Quecksilber
- Radionukleide (radioaktive Teilchen)
Durch Kosmetika, Medikamente, Waschmittel etc. gelangen überdies viele synthetische Verbindungen in die Umwelt und reichern sich dort an. Eine besondere Bedeutung für die Umweltmedizin haben zudem Luftschadstoffe wie Stickoxide oder Feinstaub sowie baubezogene Schadstoffe (z. B. Asbest und Polychlorierte Biphenyle).
Physikalische Umweltfaktoren
Zu den physikalischen Umweltfaktoren gehören beispielsweise radioaktive Strahlung oder Infraschall. Auch Lärm, UV-Strahlung und elektromagnetische Felder werden dieser Gruppe zugeordnet.
Mit welchen Erkrankungen beschäftigt sich die Umweltmedizin?
Grundsätzlich beschäftigt sich die Umweltmedizin – wie der Name bereits verrät – mit allen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit den genannten Umweltfaktoren stehen.
Beteiligte medizinische Fachgebiete
Die Umweltmedizin agiert in enger Zusammenarbeit mit weiteren medizinischen Teilbereichen.
Hierzu gehören vor allem:
- Pneumologie
- Kardiologie
- Allergologie
- Dermatologie
- Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Prävention, Diagnostik und vor allem Behandlung erfolgt häufig gemeinsam mit Fachärzten der genannten Disziplinen.
Umweltmedizinische Erkrankungen
Zahlreiche Erkrankungen werden überdurchschnittlich oft in Zusammenhang mit Umweltfaktoren gebracht. Ein Teil davon kann auch ohne diese Einflüsse auftreten (z. B. Migräne), manche Krankheitsbilder entstehen ausschließlich durch äußere Faktoren (z. B. Pollenallergie). Die Anzahl umweltmedizinischer Erkrankungen ist sehr groß. Aufgrund ihrer umfangreichen Beschwerden und schwierigen Behandlung haben die drei folgenden Symptomkomplexe eine besondere Bedeutung in der Umweltmedizin:
- Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS = Chronisches Fatigue-Syndrom)
- Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS)
- Fibromyalgie
Weitere Erkrankungen mit umweltmedizinischer Bedeutung sind:
- Asthma
- Bluthochdruck
- Darmentzündungen
- Depressionen
- Heuschnupfen
- Kontaktallergien
- Migräne
- Neurodermitis
- Schuppenflechte
- Strahlenkrankheit
Welche Aufgaben übernimmt die Umweltmedizin?
Zu den Kernaufgaben der Umweltmedizin gehört die Identifikation von schädlichen Umweltfaktoren und deren Kommunikation gegenüber Verantwortlichen, Bevölkerung und medizinischen Kollegen. In diesem Zusammenhang übernehmen Umweltmediziner beratende und begutachtende Aufgaben, sind aber auch direkt diagnostisch und kurativ tätig. Auch die umweltmedizinische Risikobewertung von Projekten fällt in das Arbeitsgebiet der Umweltmedizin.